Wie der Vater, so der Sohn...

Seitdem ich meinem Vater als Kind Mitte der 70er Jahre über die Schulter schauen durfte, wie er in einer eigenen kleinen Dunkelkammer Bilder in s/w entwickelte und ich sie manchmal in der Schneidemaschine mit Zickzack-Rand beschneiden konnte, faszinierte mich die Fotografie. Zu dieser Zeit machte er aus seinem Hobby einen kleinen Zusatzverdienst, er fotografierte auf allerlei Festen und Familienfeiern und dokumentierte seine Heimatstadt und die Ereignisse darin. Normalerweise waren zwei Apparate immer bestückt und einsatzbereit, damit man entweder auf Papier oder auf Dia abbilden konnte. 

Man kann sich sicher vorstellen, wie stolz ich war, wenn ich mir Papas Apparat umhängen durfte und dann mit zugekniffenem Auge durch den Sucher linste. Allzu oft konnte ich nicht abdrücken, man musste ja schließlich Film sparen. Aber den Handaufzug betätigen, der den Film weitertransportierte und den Verschlussvorhang wieder spannte, das war auch schon was! Ich kann mich heute noch an den Geruch des Lederetuis erinnern, der einem in die Nase stieg, wenn man sich das Gerät vors Gesicht hielt. Es handelte sich dabei um eine Kiev 3 mit Messsucher und einem originalen Iupiter 2/50mm Objektiv und Selbstauslöser. Weiß Gott wie viele hunderte Fotos sie in den Jahrzehnten der Dienste in Papas Händen abgelichtet hat. Viele Jahre später, als die digitale Fotografie auch längst bei den Spiegelreflex Einzug gehalten hatte, sollte ich sie nach dem Tod meines Vaters wiederfinden und dankbar als Erbstück annehmen. Das Ding ist seit Ewigkeiten nicht mehr gewartet und ich wette, sollte man es mit einem Film füttern, könnte man sofort wieder drauf los fotografieren. Das heißt, das stimmt ja gar nicht! Die Zeit der Analogfotografie war genau das Gegenteil von „drauf los“. Auch in den 80er Jahren hieß es immer noch „Ein Schuss, eine Mark!“ Bei den üblichen Kleinbildfilmen mit 36 Aufnahmen kostete die Entwicklung entsprechend viel Geld; zu viel für „trial an error“-Fotografie. 
Das zweite Schmuckstück, welches damals schon seinen Dienst verrichtete und welches ich ebenfalls nach wie vor besitze war eine Zorki 4, ebenfalls mit dem Iupiter 8 2/50 Objektiv. Auch dieses Teil ist wunderbar erhalten und voll funktionsfähig.

Eigene Schritte...

Die eigenen Versuche mit Landschafts- und abstrakter Fotografie machte ich allerdings mit einer analogen Spiegelreflex Anfang der 80er Jahre, eine „Dauerleihgabe“ meines Vaters. Die Marke weiß ich leider nicht mehr, genau so wenig, wo sie letztlich hingekommen ist. Das für mich Besondere an ihr war, dass sie bereits die Möglichkeit der Mehrfachbelichtung bot, indem man den Vorhang spannen konnte, ohne den Film zu transportieren. Auf diese Weise entstanden ein paar Objektfotos von fiktiven Settings.

Mitte der 80er Jahre hatte ich dann eine analoge Olympus OM-40 mit einem Zuiko 50mm F1.4. Hatte lange Freude daran, insbesondere an der Möglichkeit, in Museen wegen der wunderbaren Lichtstärke ohne Blitz zu fotografieren.

In den 90ern folgte eine NIKON F70 mit Nikkor 50mm 1:1.4. Auch mit ihr sollte ich etliche Jahre fotografieren, bis sie sich durch einen Elektronikfehler leider verabschiedete. Die Batterie war oft schon nach einem Film leer, auch der Service fand die Ursache für den offenbaren Kriechstrom nicht. Insofern schnupperte ich parallel in den 90ern auch schon in die digitale Fotografie, wenn auch „pocket size“. Die erste kleine Digicam war eine SONY Cybershot mit MemorySticks. Die Handlichkeit, die Möglichkeit der Bildvorschau, digitale Alben auf dem Rechner und all die seinerzeit durchaus revolutionären neuen Features waren natürlich schon sehr beeindruckend! Die geringe Auflösung wurde aber gerade bei Vergrößerungen im Vergleich zur F70 schnell offensichtlich. Dafür konnte man kurze Videos aufnehmen. Ich hangelte mich über das Nachfolgemodell der Cybershot dann schließlich zur NIKON coolpix, die eine deutlich bessere Auflösung bot, schon touchscreen hatte und zwischenzeitlich sich auch die Speichermedien in ihrer Kapazität um Einiges verbesserten. Gerade im Urlaub mit den Kids, in einer Gürteltasche, war die coolpix sozusagen immer „am Mann“, machte wirklich schöne Aufnahmen ohne großen Firlefanz und brachte mich zu der Auffassung, man bräuchte eigentlich keine digitale Spiegelreflex mehr.

Aktuelles Setting...

Mit den fotografischen Anforderungen im privaten Bereich, die sich Ende der 2000er Jahre ergaben – relativ viel Konzertfotografie – war sofort klar, dass man mit einer kleinen Digicam dann bestenfalls Impressionen festhalten, aber keine ernstzunehmenden Fotos bei schlechtem Licht machen konnte.

Insofern wurde ich zu meinem 40. Geburtstag schwach, beschenkte mich selbst mit einer NIKON D90 und nahm das erste Mal kein Standard 50mm dazu, sondern ein 18-200mm 1:3.5-5.6 Zoom. Nach Jahren der Spiegelreflexabstinenz für mich ein gefühlter Quantensprung! Insbesondere die durchaus gute Ausstattung und die Möglichkeit der Bildernachbearbeitung machten nicht nur viel Spaß, sondern eröffneten plötzlich wieder ganz neue Möglichkeiten. Tausende Fotos und 10 Jahre später zum 50. Geburtstag gab es für mich das letzte Upgrade auf eine NIKON D500, das 18-200mm Zoom habe ich nach wie vor in der Variante GE II ED. Auch wenn dieses Objektiv einen großen Bereich abdeckt, kamen ein NIKKOR 50mm 1:1.4 und ein NIKKOR 85mm 1:1.8 als Ergänzung dazu.

Mit alledem bin ich super zufrieden und habe nach wie vor viel Spaß an der Fotografie. Ein paar meiner Bilder werde ich immer wieder in meiner Galerie teilen und hoffe, sie gefallen euch.